03.08.2017
Insidertipps für das Elsass
Von September 2016 bis Ende Mai 2017 habe ich aufgrund zweier Auslandssemester in Colmar studiert und gelebt. Colmar liegt mitten im Elsass und bietet insofern einen guten Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge, Wanderungen und sonstige Entdeckungstouren. So habe ich vor allem im südlichen Teil des Elsass in diesen neun Monaten viel unternommen und mich sogar in meiner Bachelorarbeit intensiv mit der Region beschäftigt. Immer mit dabei war der Reiseführer, der mir während der ganzen Zeit viel geholfen hat! Daher kann ich euch sagen: Eine Reise ins Elsass lohnt sich!
Mitten im Herzen Europas liegt das Elsass im Nordosten Frankreichs, direkt an der Grenze zu Deutschland und der Schweiz. Die größten Städte der Region sind Strasbourg, Colmar und Mulhouse (Mühlhausen). Geprägt von verschiedenen kulturellen Einflüssen, vor allem auch von deutscher Seite, hat das Elsass seinen ganz eigenen Charme entwickelt: Kleine Dörfchen mit Kopfsteinpflaster und bunten Fachwerkhäusern, herrliche Weinberge, eine umfassende Gastronomie und ein riesiges Netz an Rad- und Wanderwegen zeichnen das Elsass besonders aus. Aber das ist noch längst nicht alles – das Elsass hat noch viel mehr zu bieten. Alles, was ich besonders empfehlen kann, findet ihr in diesem Artikel! 🙂
Insidertipps Elsass #1: Die Altstadt von Colmar
Da ich in Colmar gewohnt habe, fang ich direkt mal mit dieser süßen, kleinen Stadt an der Lauch an. Colmar zeichnet sich vor allem durch zahlreiche bunte Fachwerkhäusschen und riesige Touristenströme, die vor allem an den Wochenenden durch die kleinen Sträßchen ziehen, aus. Von eben diesen Touristenmengen sollte man sich jedoch nicht aufhalten lassen, denn Colmar ist wirklich sehenswert und gut für einen Tagesausflug geeignet.
Sehenswertes
Besonders hübsch ist das Viertel „Petite Venise“, also „Klein Venedig“, das tatsächlich ein bisschen an die italienische Wasserstadt erinnert. Hier schlängeln sich die bunten Häusschen an dem kleinen Fluss Lauch entlang und in der Sommersaison kann man eine sehr lohnenswerte Rundfahrt mit einem kleinen Kahn unternehmen. Für 6€ wird man etwa eine halbe Stunde lang über das Wasser gefahren und mit einigen interessanten Informationen über Colmars Stadtgeschichte versorgt.
Wenn das Wetter schön ist, würde ich zwar immer von einem Museumsbesuch absehen, aber das Musée Unterlinden in Colmar gehört eigentlich wirklich zum Programm. Es ist nach dem Louvre sogar das am zweithäufigsten besuchte Museum Frankreichs und bietet immer unterschiedliche Ausstellungen an. Allein architektonisch gesehen ist das Musée Unterlinden schon einen Besuch wert, da es sich in einem alten Kloster befindet.
Ein weiteres Highlight von Colmars Altstadt stellt für mich der Marché couvert, also die Markthalle dar. Diese wurde bereits 1865 erbaut und dient nach einer Schließung seit 2010 wieder als ganzjährig geöffnete Markthalle, in der man allerlei französische Leckereien und Elsässer Spezialitäten erwerben und genießen kann.
Wer nach der vielen Spaziererei durch die kleinen Gässchen eine kleine Pause einlegen möchte, sollte einen Abstecher zum Champs de Mars machen, einer wirklich sehr schönen Parkanlage, deren Wiesen zum Verschnaufen einladen und wo man herrliches „People-Watching“ betreiben kann. 😉
Gastronomie
Wie in den meisten Orten des Elsass, gibt es auch in Colmar ein großes und recht breit gefächertes gastronomisches Angebot. Unbedingt probiert werden müssen natürlich die typisch Elsässer Flammkuchen und Rösti – beides wird in den meisten Restaurants in Colmar angeboten. Besonders empfehlen kann ich euch das Restaurant Caveau Saint Jean in der Rue Saint Jean, ein kleines aber feines typisch Elsässisches Restaurant. Ein weiteres Lokal, in dem eigentlich jeder etwas finden sollte, ist das L’Amandine, an der Place de la Cathédrale. Da Flammkuchen so typisch elsässisch sind und dementsprechend gerne bestellt werden, gibt es in einigen Restaurants das Angebot „Tarte flambée à volonté“, was soviel bedeutet wie „Flammkuchen all you can eat“. Dazu empfiehlt sich aufgrund der typisch Elsässer Atmosphäre und des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses das Le Flamm’s, in der Rue des Serruriers.
Wer nur einen Kaffee und vielleicht einen Crêpe möchte, der ist am besten im Majesthée in der Rue des Marchands aufgehoben, einem wirklich zuckersüßen, sehr kleinen Café mit den herrlichsten Crêpe-, Kaffee- und Kakaovarianten.
Von einem Besuch absehen würde ich persönlich bei den Restaurants Schwendi und Le Touareg. Im Schwendi wird so ziemlich alles angeboten, was das Elsässer Touristenherz begehrt – aber meiner Meinung nach leidet darunter auch die Qualität des Essens. Aufgrund seiner schönen Lage im Herzen der Altstadt ist im Schwendi meistens super viel los und es entsteht ein bisschen der Eindruck eines typischen Touri-Abzocke-Restaurants. Das Touareg ist ein marokkanisches Restaurant, in dem man sofort den Eindruck erhält, tatsächlich in Marokko zu sein und das wirklich sämtliche marokkanische Spezialitäten sehr gut und lecker zubereitet und anbietet. Auch der Service ist hier wirklich gut, jedoch wurden wir schon mehrfach Zeugen davon, wie herablassend hier mit den Angestellten umgegangen wird und daher werde ich persönlich nicht mehr dort hingehen.
Für ein Bierchen am Abend empfehle ich die Ecke Rue des Écoles / Rue Saint Jean, denn hier findet man gleich drei meist gut besuchte Bars: Les Incorruptibles, den James’On Pub und das Sportscafé.
Insidertipps Elsass #2: Ski und Mountainbike am Lac Blanc
Zu jeder Reise ins Elsass zählt unbedingt auch ein Ausflug in die Vogesen – sei es im Winter zum Skifahren, im Sommer zum Mountainbiken oder wandern oder einfach nur um die herrliche Bergluft in Kombination mit einer wahnsinnigen Aussicht zu genießen.
Für sportliche Aktivitäten bietet sich vor allem die Gegend um den Lac Blanc an: Im Winter gibt es hier mehrere Skipisten, von blau bis schwarz ist für jedes Können etwas dabei, und im Sommer werden die gleichen Hänge und Lifte zum Down Hill Mountainbiken genutzt. Neben verschiedenen Skipisten gibt es rund um die Station Montjoie auch einige Loipen, in denen Langlaufskifahrer auf ihre Kosten kommen. Sämtliche Ausrüstung kann direkt vor Ort geliehen werden. Wer vom Skifahren nicht so angetan ist, kann eine Schneeschuhwanderung unternehmen, auch dazu kann entsprechendes Material ausgeliehen werden. Mehr Infos zum kleinen aber feinen Skigebiet am Lac Blanc findet ihr hier.
Insidertipps Elsass #3: Die schönsten Wanderungen
Eine Runde um den Lac Blanc
Wo wir gerade schon beim Lac Blanc waren, machen wir direkt mit einer wunderschönen etwa zweistündigen Wanderung dort weiter: Ausgangspunkt ist auch hier die Station Montjoie am Col du Calvaire. Zunächst wandert man neben einer Skipiste den Hang hinauf, bevor es ein kurzes Stück durch den Wald geht. Bereits zu Beginn kann man immer wieder einen tollen Blick auf den kleinen See erhaschen. Richtig toll wird diese Aussicht nach etwa einer halben Stunde, wenn man oben angekommen ist: Es geht oben in den Bergen eine Runde um den deutlich tiefer gelegenen See und so hat man einen herrlichen Ausblick auf den Lac Blanc und den Rest der Vogesen.
Startet man so wie wir am Col du Calvaire, so führt der Weg eine ganze Weile lang relativ flach um den See herum, gegen Ende geht es dann an einen recht steilen und vor allem steinigen und felsigen Abstieg, der einem schon einiges an Konzentration abverlangt. Wir waren froh, dass wir die Wanderung in diese Richtung gemacht haben und nicht wie viele andere Wanderer andersherum, die entsprechend fast schon hochklettern mussten. Unten angekommen gönnten wir uns ein kleines Picknick in der Sonne am Ufer des Sees. 🙂
Die 3 Burgen von Ribeauvillé
Das Örtchen Ribeauvillé zählt zu den schönsten Elsässer Dörfchen und ist direkt an den Weinbergen gelegen. Oberhalb des Ortes befinden sich drei alte Burgruinen, die man auf dieser Wanderung alle drei erkunden kann. Diese Wanderung zählt vermutlich zu den bekanntesten und beliebtesten Wanderungen der Region. Auf der Strecke von 9km (Gehzeit ca. 3,5 Stunden) wandert man zunächst vom Gasthof „Aux trois chateaux“ inmitten der Weinberge hinauf, bevor der Weg an den Waldrand führt. Die erste Burg, Saint Ulrich, ist nach etwa einer Stunde erreicht und lädt zu einem wunderbaren Picknick mit einer wahnsinnig schönen Aussicht über das Elsass ein.
Die zweite Burg, Girsberg, liegt nur einen kurzen Abstecher von Saint Ulrich entfernt und ist zwar deutlich unspektakulärer als Saint Ulrich, aber dennoch einen kurzen Besuch wert. Zur dritten Burg, Haut Ribeaupierre, wandert man von hier aus etwa eine halbe Stunde bergauf. Der schmale, kurvige Weg führt durch den Wald hoch hinauf.
Natürlich kann diese Wanderung durch den Verzicht auf die dritte Burg auch abgekürzt werden, denn gerade bei sommerlichen Temperaturen gerät man hier oben leicht ins Schwitzen.
Durch die Weinberge bei Soultzmatt
Diese Wanderung startet direkt neben dem Hôtel de Ville von Soultzmatt, einem historischen Winzerstädtchen an der Elsässer Weinstraße. Direkt zu Beginn geht es ziemlich steil bergauf, einmal quer durch die Weinberge und teilweise durch sehr enge unbefestigte steinige Pfade bis hoch zum „Zinnköpfle“, von wo aus sich eine atemberaubende Aussicht über das Tal von Soultzmatt und die Rheinebene bietet. Von hier aus geht es weiter über einen Kammweg und später in ein sehr vielfältiges Wäldchen hinein. Später ist der Weg teils asphaltiert, teils unbefestigt, es geht durch Weinberge und Wälder, vorbei an Kapellen und durch malerische Ortschaften.
Mir hat diese Wanderung vor allem wegen ihrer Vielfältigkeit so gut gefallen. Insgesamt waren wir deutlich länger unterwegs, als im Wanderführer angegeben – ich glaube wir brauchten etwa 6 Stunden für diese 15km, aber wir legten auch die ein oder andere kurze Pause ein und der Weg war wie gesagt vor allem zu Beginn ziemlich steil und anspruchsvoll.
Wer noch mehr spannende Wanderwege erkunden möchte, dem lege ich den Wanderführer „Elsass und Vogesen“ von DUMONT ans Herz. Mir hat er während meiner Zeit in Colmar sehr viel Inspiration gegeben und diese drei Wanderungen sind dort auch, zumindest teilweise, sehr detailliert beschrieben. 🙂
Insidertipps Elsass #4: Europastadt Strasbourg
In Strasbourg gibt es einiges zu entdecken: Neben dem geschäftigen Treiben rund um die Place Kléber hat es mir vor allem das Gerberviertel „Petite France“ angetan. Hier schlendert man, ähnlich wie in Colmar, zwischen Fachwerkhäusschen entlang und wird dabei von dem Fluss Ill und verschiedenen Kanälen begleitet.
Wer nur für einen Tag in Strasbourg ist, dem empfehle ich, zunächst das Office de Tourisme an der Kathedrale zu besuchen. Dort kann man für 1,50€ eine übersichtliche Karte erwerben, die einen schönen, abwechslungsreichen Rundweg durch die ganze Altstadt beinhaltet. Besonders gefallen hat mir die Aussicht von der Panoramaterrasse der Barrage Vauban, die im Vergleich zur Aussichtsplattform der großen Kathedrale gratis ist und vor allem deutlich weniger anstrengend zu erklimmen. 🙂
Aussicht von der Panoramaterrasse der Barrage Vauban
Neben der Altstadt gibt es in Strasbourg auch das EU-Parlament zu sehen, das man während der Plenartagungen kostenlos besuchen kann. Leider werden keine Führungen oder ähnliches angeboten, dafür kann man aber hautnah dabei sein, wenn die Abgeordneten diskutieren.
Auch in Strasbourg kommt natürlich die Gastronomie nicht zu kurz. Da ich weniger oft in Strasbourg unterwegs war, als in Colmar kann ich euch hierzu leider nicht so viele Tipps geben wie für Colmar, aber das Restaurant La Corde à Linge im Viertel Petite France ist zu empfehlen, ebenso wie das Café What-the-Cake? in der Rue du Fossé des Tanneurs.
Insidertipps Elsass #5: Chateau Haut-Koenigsburg
Hoch oben auf einem Berg von 757m Höhe liegt das Chateau Haut-Koenigsburg, eine im 12. Jahrhundert erbaute und zu Beginn des 20. Jahrhunderts rekonstruierte Burg, die heute eine der wichtigsten und eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten des Elsass darstellt. Ein Besuch der Burg lohnt sich vor allem wegen der sehr eindrucksvollen Aussicht. Nach der Besichtigung kann die Aussicht von dem kleinen Café direkt vor der Burg noch weiter genossen werden.
Insidertipps Elsass #6: Ribeauvillé, Riquewihr, Kaysersberg
Etwa 20km nördlich von Colmar liegen in unmittelbarer Nähe zueinander die drei Dörfchen Ribeauvillé, Riquewihr und Kaysersberg: Eins malerischer als das andere! Wie die meisten Orte im Elsass, findet man auch hier wieder bunte Fachwerkhäuser, kleine kopfsteingepflasterte Gassen und jede Menge Gastronomie. Von Ribeauvillé und Riquewihr aus hat man einen netten Blick auf die angrenzenden Weinberge und Ribeauvillé ist außerdem, wie oben erwähnt, Ausgangspunkt für eine meiner Lieblingswanderungen.
In allen drei Dörfern lohnt sich ein Besuch vor allem auch zur Weihnachtszeit, wenn sie die Kulisse für die Elsässer Weihnachtsmärkte bieten. Zugegeben, meinen Geschmack treffen diese Weihnachtsmärkte nicht unbedingt, da sie doch recht kitschig und mit vielen bunten Lichtern bestückt sind, aber das ist ja nur meine persönliche Meinung. 🙂 Die drei Dörfchen sind alle mit ÖPNV zu erreichen und für den Besuch aller drei Orte ist ein Tag völlig ausreichend, da die Dörfchen eben ziemlich klein, aber fein sind. 🙂