21.06.2015
Europas Grand Canyon & Der Lac de Ste Croix
Die Provence bedeutet neben wohl duftenden Lavendelfeldern, französischen Märkten und Boule spielenden Opas für mich auch noch so etwas wie ein kleines Stück zweite Heimat. Hier habe ich während meiner Kindheit sehr viel Zeit verbracht – egal ob im Frühjahr, im Sommer oder im Herbst, es zog uns immer wieder zum Lac de Sainte Croix.
Vor ein paar Jahren kehrte ich im Sommer gemeinsam mit meiner Schwester nochmal dorthin zurück. Wir klapperten all die Orte ab, die wir früher schon so oft besucht hatten und stellten schnell fest, dass sich kaum etwas verändert hat:
Der Stern hängt immer noch über Moustiers-Sainte-Marie, das weiße Kaninchen sitzt nach wie vor in Aups auf der Fensterbank und oben in Aiguines spielen die Omas und Opas, wie in so vielen französischen Dörfchen, wie gewohnt Boule.
Während in unserem Alltag alles immer schnelllebiger und stressiger wird, bleibt dort unten tief in der Provence alles beim Alten und niemand lässt sich aus der Ruhe bringen. Wer mal eine Weile einfach durchatmen, entspannen und die Seele baumeln lassen möchte, dem kann ich die Gegend rund um den Lac de Sainte Croix nur empfehlen, denn hier ist die Welt noch in Ordnung. 😉
Wir befinden uns im Süden Frankreichs: Der Lac de Sainte Croix ist ein in den 70er Jahren künstlich angelegter Stausee, der zwischen den drei Dörfern Bauduen, Les Salles und Saint Croix liegt.
Bei dem Örtchen Les Salles handelt es sich heute um einen wiederaufgebauten Ort – Das ursprüngliche Les Salles wurde bei der Errichtung des Stausees überflutet und daher 400m von seinem eigentlichen Standort entfernt wieder aufgebaut.
Mitten im See liegt eine Insel, zu der man als guter Schwimmer bequem rüber schwimmen kann – manchmal, wenn der See nicht viel Wasser hat, dann kann man sogar zu Fuß hin spazieren, aber das ist eher selten der Fall.
Unmittelbar an den Lac de Sainte Croix grenzt die Verdonschlucht (Gorges du Verdon), eine der tiefsten Schluchten Europas.
Die schönsten Campingplätze
Am besten eignet sich rund um den See meiner Meinung nach ein Campingplatz oder eine Ferienwohnung als Unterkunft. Hotels gibt es nur wenige – und diese Gegend ist sowieso eher etwas für richtige Naturliebhaber. 😉
Campingplätze gibt es daher einige – meine drei Lieblingsplätze sind die folgenden:
- Camping Les Pins, Les Salles
- Camping La Source, Les Salles
Die beiden Campingplätze Les Pins und La Source liegen direkt nebeneinander unten am Seeufer. Beide sind recht groß, sehr familienfreundlich und ähnlich ausgestattet. Die sanitären Anlagen sind stets sauber und La Source verfügt sogar über Open-Air Duschen! Von hier aus kann man sowohl den See, als auch das Dorf Les Salles jederzeit bequem und innerhalb weniger Minuten zu Fuß erreichen. Aufgrund ihrer idealen Lage sind beide Plätze in den Sommermonaten allerdings recht voll, daher sollte man hier unbedingt vorher reservieren.
- Camping de l’Aigle, Aiguines
Der Campinglatz de l’Aigle liegt etwas oberhalb des Sees in einem Hang und grenzt an das Dörfchen Aiguines, das man durch ein kleines Törchen schnell und bequem zu Fuß erreicht.
Von hier aus kann man einen wirklich großartigen Blick über den See genießen. Für Wanderer bietet sich dieser Campingplatz besonders an, da unweit von hier einige Wanderwege starten.
Meine Lieblingsdörfer
Wie eingangs schon erwähnt, gibt es drei Dörfer, die direkt am See liegen: Les Salles Sur Verdon, Bauduen und Sainte Croix.
Aber auch die anderen umliegenden Örtchen sind einen Besuch wert: Ein ganz besonderer Ort liegt ein kleines Stück vom See entfernt: Moustiers Sainte-Marie. Hierbei handelt es sich um ein wirklich zuckersüßes, aber auch sehr touristisches Dörfchen, das vor allem durch den Stern, der über dem Dorf zwischen zwei Felsen hängt, bekannt wurde.
Kleine alte Häuschen, Kopfsteinpflaster und ein kleines Flüsschen runden das hübsche Stadtbild ab.
An den Markt-Tagen sollte man hier schon frühzeitig erscheinen, um noch einen Parkplatz zu ergattern und ggf. sogar einen freien Tisch, um in der Sonne eine kalte Orangina oder einen Café Crème zu schlürfen.
Ein weiterer, für mich sehr besonderer, Ort, der etwas abseits des Sees liegt, ist Aups.
Aups ist, ähnlich wie die anderen Dörfer, einfach typisch französisch und besticht durch seinen provenzalischen Charme. Ich kann euch nicht sagen, wie oft ich schon durch die kleinen Gässchen geschlendert bin und wir alle vier jedes Mal wieder aufs Neue gespannt waren, ob das weiße Porzellan-Kaninchen wohl immer noch auf seiner Fensterbank sitzt und das bunte Marktgeschehen beobachtet.
Das weiße Kaninchen
Wie so oft, sind es eben genau diese kleinen Dinge die das Leben schöner machen – und manchmal sind das halt auch weiße Porzellan-Kaninchen.
Aiguines liegt wie schon erwähnt oberhalb des Sees in den Bergen. Das erste, das man von diesem netten Örtchen sieht ist das weiße Schloss: Es ragt mit seinen vier Türmen aus dem Wald heraus und ist auch vom Seeufer aus schon zu sehen. Hier lohnt es sich vor allem hinaufzukommen, um die wunderbare Aussicht über den See zu genießen. Dazu ein kühles französisches Bier auf dem Dorfplatz – was will man mehr? 🙂
Die schönsten Märkte
Aujourd’hui, c’est le marché – Aber wo?
- Aups: Mittwochs & Samstags
- Moustiers Ste Marie: Freitags & im Sommer ist dienstags Nachtmarkt
- Les Salles: Donnerstags & im Sommer ist Montags Nachtmarkt
- Aiguines: Dienstags
- Sainte Croix: Im Sommer Dienstags
- Riez: Mittwochs & Samstags
Das Freizeitangebot
Das Freizeitangebot rund um den Lac de Ste Croix und die Gorges du Verdon ist sehr vielfältig. Vor allem Wassersportler kommen hier auf ihre Kosten:
Tretbootfahren in der Verdonschlucht
Der beste Ausgangspunkt für Tretboot-, Kajak- oder Kanufahrer liegt an der Brücke Pont du Galetas, denn hier befindet sich die Grenze zwischen See und Schlucht.
Unweit der Brücke gibt es bei verschiedenen Bootsvermietungen die Möglichkeit, die entsprechende Ausrüstung zu leihen. Wind-Surfen ist ebenfalls auf dem See erlaubt. Man braucht dazu auch keine Sondergenehmigung, wie in Deutschland manchmal üblich. Gegen 17Uhr kommt meistens Wind auf, sodass man zu dieser Zeit besonders viele Surfer auf dem See beobachten kann. Um auf dem Lac de St. Croix zu surfen, muss man nicht zwingend geübt oder gar ein Profi sein. Auch Anfänger finden hier sehr gute Bedingungen vor. 🙂
Da die Region um den Lac de Ste Croix sehr naturbelassen und von Bergen umgeben ist, finden sich hier auch immer wieder einige Wanderer ein.
Das absolute Highlight ist natürlich die Verdonschlucht: Hier gibt es verschiedene Wege, die an steilen Bergwänden oder gefährlichen Eisentreppen entlang führen.
Meine persönliche Lieblingswanderung bilden der Sentier de l’Imbut und der Sentier Vidal. Den Abstieg in die Schlucht bestreitet man über den Sentier de l’Imbut – es geht zunächst in einigen Kurven bis nach ganz unten an den Fluss. Hier kann man sich also zwischendurch auch hervorragend im kühlen Wasser des Verdons erfrischen.
Nachdem man dann eine ganze Weile relativ weit unten in den Gorges gewandert ist – hierbei gilt es, das Sprichwort „Über Stock und über Stein“ wörtlich zu nehmen – erfolgt der Wiederaufstieg über den Sentier Vidal. In den meisten Reiseführern klingt dieser gefährlicher als er ist und ungeübten Wanderern wird davon abgeraten, diesen Weg zu wählen. Für mich war dieser Weg allerdings schon als 10 Jährige problemlos machbar; Mit festem Schuhwerk, freien Händen und ein bisschen Konzentration ist das also eigentlich kein Thema. Der Vidal endet oben leider direkt an der Straße. Hier muss man dann noch ca 30-45 Minuten am Straßenrand entlang wandern, bis man den Ausgangspunkt wieder erreicht.
Bei dieser Wanderung werden einem unzählige Panoramen und wirklich großartige Fotomotive geboten. Auch wenn die reine Gehzeit ‚nur’ etwa 5 Stunden beträgt, sollte man daher auf jeden Fall einen ganzen Tag für dieses tolle Erlebnis einplanen, damit man es auch richtig genießen kann.
Meine Lieblingsstrände rund um den Lac de Sainte Croix
Das klare, türkise Wasser des Lac de Ste Croix lädt an vielen Stellen zum Baden ein – und das Gute: Es ist auch fast überall erlaubt!
Entsprechend gibt es einige wunderbare Strände, die zumeist steinig und lehmig sind.
Einer der großen breiten Strände mit Bootsverleih, Surfschule und angrenzendem Wohnmobilstellplatz ist „Eden Parc“. Er befindet sich auf der Seeseite von Les Salles und bietet wirklich ein breites Spektrum, den Tag am See abwechslungsreich zu gestalten.
Ein weiterer recht großer Strandstreifen befindet sich in Les Salles, direkt am Fuße der beiden oben erwähnten Campingplätze Les Pins und La Source. Für alle, die nicht lange still sitzen oder liegen können, gibt es außerdem hinter dem Strand einen Trimm-Dich-Pfad zum Auspowern.
Wer seinen Strandtag lieber ungestört und in Ruhe verbringt, der sollte den holprigen Weg über die Piste de Garuby wagen. Diese geht von der D957 zwischen Les Salles und Bauduen ab. (Von Les Salles kommend: rechts). Es empfiehlt sich, diesen Weg nur zu wählen, wenn man ein einigermaßen stabiles Auto besitzt, da diese Strecke wirklich sehr holprig und nur extrem langsam und vorsichtig befahren werden sollte. Oder aber man wandert zu Fuß zum Ziel. 🙂
Da der Weg soweit ich weiß eigentlich verboten ist, kann man hier an den meisten Tagen wirklich ungestört die Sonne und den See genießen. Kleine Buchten reihen sich aneinander und die Strände sind nahezu unberührt.
Natürlich steht auch einem Ausflug ans Mittelmeer grundsätzlich nichts im Wege: Da die Strände an der nahegelegenen Côte d’Azur allerdings im Sommer absolut überfüllt sind, sollte man schon sehr früh in Richtung des beliebten Küstenortes St. Tropez aufbrechen und sich auf Stau und eine längere Parkplatzsuche gefasst machen.
Also, Auf in die Provence! BON VOYAGE! 🙂