29.12.2020
Klettersteige für Anfänger – Ausrüstung, Schwierigkeitsgrade & geeignete Klettersteige für den Anfang
Beim ersten Caddycampertreffen im Mai 2019 hörte ich zum ersten mal von Klettersteigen. Die liebe Jessica erzählte mir davon und ich war direkt Feuer und Flamme. Eine Mischung aus Wandern und Klettern? In Kombi mit abenteuerlichen Wegen und atemberaubenden Aussichten? Das klang für mich doch sehr verlockend!
Auf Jessicas Empfehlung hin wünschte ich mir zu Weihnachten das Buch "Leichte Klettersteige in den Alpen" und bereitete mich dann knapp ein Jahr nach dem Caddytreffen auf meine ersten Klettersteige vor. Das Buch war dabei auf jeden Fall eine große Hilfe und ich kann es guten Gewissens jedem empfehlen, der mit Klettersteigen anfangen möchte :-)
Klettersteige für Anfänger: Die richtige Ausrüstung
Ich las ausführlich die einleitenden Worte mit grundlegenden Tipps zu Ausrüstung usw. und markierte mir die ersten (einfachen) Klettersteige, die ich mir den Beschreibungen zufolge zutraute.
Außerdem entstand mithilfe des Buchs meine Einkaufsliste für Globetrotter in Köln:
- Klettersteigset
- Klettergeschirr
- Helm
- Handschuhe
Ich kann nur empfehlen, derartige Ausrüstung in einem entsprechend spezialisierten Geschäft zu kaufen. Dort wird man gut beraten und kann die Ausrüstung direkt vor Ort testen. Ich war dazu bei Globetrotter in Köln, es gibt aber ja auch noch kleinere Spezialgeschäfte, die Klettersteigausrüstung im Sortiment haben. Von Online Bestellungen rate ich ab, da die Ausrüstung perfekt passen soll und das kann man als Anfänger in der Regel nicht so richtig beurteilen. Schließlich rettet so eine Kletterausrüstung im Zweifel dein Leben ;-)
Ich entschied mich für Klettersteigset und Klettergurt von Edelrid, sowie einen Helm und Handschuhe von Black Diamond. Als Schuhe nutze ich meine ganz normalen Wanderschuhe und komme damit bisher auch bei Klettersteigen gut zurecht. Klamottentechnisch gibt es natürlich auch extra Kletterkleidung, aber ganz normale Wander- oder Sportkleidung tuts auch. In jedem Fall sollte man darauf achten, dass man sich gut bewegen kann und sowohl Beine als auch Arme nicht durch Klamotten in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind.
Zusätzlich legte ich mir später noch ein Erste Hilfe Kit für Klettertouren zu, das seitdem in meinem Rucksack nicht fehlen darf. Auch eine Stirnlampe ist bei Klettersteigen häufig von Vorteil, da die Wege nicht selten durch kleine dunkle Tunnel führen.
Außerdem ist natürlich auf ausreichend Flüssigkeit und Verpflegung zu achten!
Klettersteige für Anfänger: Diese Schwierigkeitsgrade gibt es
Bei Klettersteigen gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade, bei denen zwischen zwei Skalen unterschieden wird:
Hüsler Skala: A (sehr einfach) bis F (> extrem schwierig)
Schall Skala: K1 (sehr einfach) bis K6 (>extrem schwierig)
Details zu den Schwierigkeitsgraden findet ihr hier.
Für Anfänger sind die Level A, B und teilweise auch C zu empfehlen.
Klettersteige für Anfänger: Übungsklettersteig in Boppard
Da ich nicht vollkommen erfahrungslos in die Alpen starten und meine neue Ausrüstung zumindest einmal ausprobieren wollte, bestritt ich vor dem Urlaub zusammen mit einer Freundin den Übungsklettersteig in Boppard. Hier ist zwar nicht unbedingt Klettersteig Ausrüstung erforderlich, aber um alles in Ruhe zu testen und sich mit dem Equipment vertraut zu machen, ist das sicher eine empfehlenswerte erste Übung. Die Strecke führt durch Weinberge und Wald und bietet tolle Aussichten auf den Rhein und die Umgebung.
Nachdem ich diesen Ausflug dann erfolgreich hinter mich gebracht hatte, fühlte ich mich bereit für richtige Berge :-)
So planten meine Schwester und ich mithilfe von „Leichte Klettersteige in den Alpen“ dann auch den Sommerurlaub: Coronabedingt ging es 2020 nicht wie angedacht nach Südtirol, aber auch in den bayrischen Alpen gibt es einige Klettersteige, die auch für Anfänger wie uns bestens geeignet sind.
Klettersteige für Anfänger: Der Schützensteig am Königssee
Zuerst gingen wir den Schützensteig Klettersteig am Königssee in den Berchtesgadener Alpen an. Der Schützensteig ist Level A-B und somit für Anfänger gut geeignet.
Dazu fährt man zunächst mit Jennerbahn auf den Jenner und wandert von der Bergstation linkerhand ein Stück hinab zum Einstieg des Klettersteigs. Dort befindet sich der kleine Jenner, um den der Schützensteig hauptsächlich mit Eisenstufen und Stahlseilen einmal herumführt.
Das größte Highlight des Schützensteigs ist sicher der Flying Fox, eine kurze Seilbahn, mit der man einen großen Felsspalt überquert. Der Flying Fox kann aber auch ganz einfach umgangen werden. Ein weiteres Highlight ist eine Hängebrücke – eine wahrlich wacklige Angelegenheit ;-)
Ständig begleitet wird man von atemberaubenden Aussichten auf den Königssee und den gegenüberliegenden Watzmann. Zurück am Ausgangspunkt erklimmt man noch das Gipfelkreuz und geht dann den gleichen Weg wie auf dem Hinweg zurück zur Jenner Bergstation.
Zum krönenden Abschluss gingen wir dann den Weg von der Bergstation noch weiter zum Gipfelkreuz des Jenners. Ein Weg, der sich absolut lohnt, denn der Blick von dort oben auf Königssee und Watzmann ist absolut einmalig.
Klettersteige für Anfänger: Der Grünstein Klettersteig am Königssee
Mein nächster Klettersteig sollte dann der Grünstein Klettersteig werden. Der Grünstein liegt gegenüber dem Jenner auf der anderen Seite des Königssees. Man kann den Grünstein auf verschiedenen Klettersteig Varianten erklimmen, ich als Anfängerin entschied mich für die Isidor Variante, die am leichtesten ist. Für Anfänger ist der Isidor Steig schon machbar, wenn man schon ein bis zwei leichtere Klettersteige gemeistert hat. Aus meiner Sicht sollte man aber über eine gute Kondition und Kraft verfügen, sowie sehr trittsicher und schwindelfrei sein, denn auch die Isidor Variante ist schon Level C.
Zunächst führt ein breiter Wanderweg von der Bobbahn aus schon einige Höhenmeter hinauf bis zum Zustieg. Dort geht es dann direkt von Beginn an ziemlich steil bergauf und es gibt mehrere ausgesetzte Stellen. Die Eisenstufen sind zum Teil recht weit auseinander, was für Menschen meiner Größe und Beinlänge eine Herausforderung darstellen kann. Dieser Klettersteig forderte mir schon einiges an Konzentration ab, umso stolzer war ich, also ich oben am Gipfel angekommen war :-)
Dazu habe ich auch ein kleines Video gemacht, das findet ihr hier.
Klettersteige für Anfänger: Alpspitz Ferrata
Die Alpspitz Ferrata ist ein technisch wenig anspruchsvoller Klettersteig, der aber durch die wahnsinnig tollen Aussichten besticht und einem durch seine Länge konditionell einiges abverlangt. Dennoch ist sie für Anfänger gut geeignet.
Hierzu fährt man von Garmisch-Partenkirchen aus mit der Alpspitz Bahn hinauf bis zur Bergstation. Diese liegt jedoch gute 600m unterhalb des auf 2628m gelegenen Gipfels, weshalb für die Erklimmung der Alpspitze ausreichend Zeit eingeplant werden sollte. Denn 600 Höhenmeter brauchen ihre Zeit ;-) 4,5 bis 5 Stunden sollte man für den Klettersteig schon einplanen und bei der Vorbereitung unbedingt auch auf die Zeiten der Bergbahn achten, damit man die letzte Talfahrt nicht verpasst.
Die Alpspitz Ferrata ist durch zahlreiche Eisenleitern, Stufen, Stahlseile und atemberaubende Aussichten geprägt. Es bieten sich Blicke hinüber Richtung Zugspitze, ins Höllental und quer über das Grainauer und Garmisch-Partenkirchener Umland.
Nachdem man das Gipfelkreuz erreicht hat, das nicht selten mitten in den Wolken liegt, kann man für den Rückweg entweder wieder den gleichen Weg wählen, oder man entscheidet sich wie wir für den Abstieg über ein großes Geröllfeld. Dieses ist vermutlich die anstrengendere Variante, weil man immer wieder mehr oder weniger kontrolliert hinabrutscht und so Knie und Oberschenkel stark belastet werden. Am Ende des Geröllfelds folgen dann noch einige Eisenleitern und schmale, mit Stahlseilen gesicherte Wegabschnitte, sowie ein kurzer Tunnel, bis man schließlich wieder die Bergstation erreicht – und zwar hoffentlich vor der letzten Talfahrt ;-)