07.07.2016
4 Tage im Nationalpark Eifel – Unterwegs auf dem Wildnis-Trail
Immer häufiger stelle ich fest, dass ich meine wunderschöne Heimat irgendwie als selbstverständlich hinnehme und immer weniger zu schätzen weiß, was Tag für Tag und Woche für Woche so viele Touristen anlockt. Was wollen die nur alle hier?
Da wird es Zeit, sich nochmal genauer umzusehen. Oft muss man nämlich gar nicht bis ans andere Ende der Welt reisen, um ein schönes Fleckchen Erde zu entdecken. Meistens reicht dafür ein kurzer Blick vor die eigene Haustür.
Ich bin ein Eifelkind. Ich bin im Monschauer Land aufgewachsen und naja, dort ist es wirklich wunderschön. Bis vor einigen Jahren hätte ich allerdings niemals freiwillig einen Fuß auf die unzähligen Wanderwege der Region gesetzt. Immer wieder mussten meine Eltern mich mit allen möglichen Argumenten überzeugen, doch mitzukommen. Mal haben sie gewonnen, mal ich. Heute weiß ich, was sie mir damals immer zeigen wollten: Im Nationalpark Eifel ist die Natur weitestgehend noch so, wie sie sein soll. Wild und unberührt, verwunschen und verwachsen.
Irgendwann entstand dann ein neuer Wanderweg einmal quer durch den Nationalpark und natürlich waren meine Eltern sofort Feuer und Flamme. Zugegeben, ich habe damals nur müde gelächelt, als sie mir erzählten, dass sie bald vier Tage lang den „Wildnis-Trail“ bezwingen würden. Wildnis? Hier? So ein Quatsch. Dachte ich. Aber weit gefehlt!
8 Jahre später – inzwischen gehe ich selber gerne wandern, wer hätte das gedacht 😀 – erinnerte ich mich an die Begeisterung zurück, mit der meine Eltern damals zurückkehrten und beschloss, dieses Abenteuer auch anzugehen.
Gesagt – getan: Schnell konnte ich meine liebe Freundin Isi für dieses kleine Abenteuer begeistern und so zogen wir zu Beginn unserer Semesterferien im Juli einfach los.
Der Wildnis-Trail des Nationalpark Eifel startet in Höfen und führt von dort zunächst nach Einruhr (ca. 25km), dann nach Gemünd (ca. 20km), nach Heimbach (ca. 22,5km) und zum Schluss nach Zerkall (ca. 17,5km). So bezwingt man innerhalb von vier Tagen stolze 85km.
Bepackt mit 8,5kg schweren Rucksäcken (wir hatten uns für die Low-Budget Variante ohne Gepäcktransfer entschieden) trafen wir also freitagsmorgens um 10Uhr am Nationalparktor in Höfen ein und marschierten los.
1. Etappe auf dem Wildnis-Trail: Von Höfen nach Einruhr
Der Himmel ist blau, die Sonne lacht und vereinzelt hören wir Vogelgezwitscher. Wir folgen den Schildern mit der Wildkatze und sind top motiviert, die Eifler Wildnis zu erkunden. Der Weg führt uns direkt in den Wald hinein und hinunter ins Perlbachtal. Fröhlich quatschend wandern wir einfach drauf los und freuen uns, endlich nochmal ein bisschen Freundinnenzeit zu haben. Beim ersten Abstieg flammt kurz der Gedanke an meinen linken Fuß wieder auf, denn vor knapp 5 Wochen habe ich mir das Außenband angerissen. Eigentlich soll ich noch keinen Sport machen, aber der Arzt meinte, mit der Schiene sollte es gehen. Wenn ich Schmerzen habe, soll ich aufhören. Ich will aber eigentlich gar nicht aufhören. Mal schauen, wie es wird.
Zuletzt war ich im April hier, zur Narzissenblüte. Während der Perlbach neben uns vor sich hin plätschert, wandern wir immer weiter und es geht wortwörtlich über Stock und Stein. Wir überqueren die Straße an der Perlbacher Mühle und verschwinden direkt wieder im Wald.
Kurz darauf werden wir von nervigen Bremsen förmlich angefallen und anständig zerstochen. Von Isis langer Hose lassen sich die Viecher nicht aufhalten und so schlagen wir uns immer wieder gegenseitig die lästigen Tierchen weg. An einer kleinen Hütte machen wir kurz Pause und ich lege meinen kaputten Fuß ein bisschen hoch. Bisher macht er noch keine Faxen, das beruhigt mich.
Und weiter gehts, immer tiefer in den Wald hinein. Leise hören wir ein Donnern irgendwo hinter uns, aber wir machen uns erstmal keine Gedanken darüber. Das Gewitter wird schon an uns vorbeiziehen. An Wahlerscheid, einer Art Wanderer-Rastplatz neben der B258 lassen wir uns auf einer Bank nieder und verputzen ein bisschen was von unserem Proviant, damit die Rucksäcke leichter werden. Da wird das Donnern lauter und es kommt etwas Wind dazu, als würde dieser uns das aufziehende Gewitter ankündigen. Wir sehen auf die Uhr: 12:15h. Bis halb wollen wir noch warten, wenn es dann nicht regnet, brechen wir auf. Um 12:31h kommen dann langsam die ersten Tropfen, als wir gerade loswollten. Innerhalb weniger Sekunden prasselt es los und wir retten uns unter den kleinen Dachüberstand an einer großen Wandertafel. Ausgestattet mit Regencape und Schirm wollen wir hier den Schauer abwarten und dann zügig los, wir haben schließlich noch einige Kilometer vor uns. Wieviele genau, wissen wir nicht. Es regnet und regnet, wir verstehen unser eigenes Wort kaum noch. Moment mal, das sind doch Hagelkörner…? Tatsächlich: Inzwischen war der Regen durch Hagel abgelöst wurden, und was für einen: Tischtennisballgroße Hagelkörner fallen um uns herum auf den Boden und wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir zumindest ein kleines Dach über dem Kopf haben. So stehen wir da, in einem richtigen Sommergewitter mit lautem Donner und riesigen Hagelkörnern. Es wird wohl gleich vorbei sein, denken wir. In zehn Minuten ziehen wir weiter! Und nochmal zehn Minuten, und nochmal. Nach anderthalb Stunden beschließen wir, wirklich loszugehen. Wir trotzen dem Regen (es hatte inzwischen aufgehört zu hageln) und überqueren die Bundesstraße. Da donnert es plötzlich wieder und uns kommt die Unwetterwarnung, die für die gesamte Region ausgesprochen worden war, in den Sinn. Na gut, dann stellen wir uns eben nochmal kurz unter und warten noch ein bisschen. Nach weiteren 20 Minuten vor der Wanderkarte, in denen wir ausgiebig die für den Nationalpark geltenden Regeln studieren, und uns fragen, wie man sich bei Gewitter wohl im Wald zu verhalten hat, wandern wir dann wirklich weiter. Zum Glück mündet der geflutete und matschige Pfad schon nach wenigen Metern auf einen befestigten Weg, der uns weiter in Richtung Einruhr führt.
Es nieselt nur noch und die dunklen Gewitterwolken verziehen sich langsam. Hin und wieder hören wir noch ein leises Donnern, aber es wird immer weniger. Von strahlend blauem Himmel und Sonnenschein sind wir allerdings noch weit entfernt: Das Tal liegt in gespenstischem Nebel vor uns und außer uns ist hier keine Menschenseele unterwegs.
Wieso um die halbe Welt reisen, wenn man die Eifel direkt vor der Nase hat?
Wir folgen den Wildkatzen-Schildern in Richtung Hirschrott und während sich die ersten Wehwehchen langsam bemerkbar machen, freuen wir uns, dass wir uns für den Wildnis-Trail entschieden haben. Wieder einmal stellen wir fest, wie schön es in unserer Region ist.
Zwischendurch geht es ganz schön steil bergauf, dann wieder bergab. Mal durchs freie Feld auf der Dreiborner Hochfläche, aber die meiste Zeit durch den tiefsten Eifler Wald. Unser Weg trifft irgendwann auf den Schöpfungspfad und von nun an begleiten uns nette Holztafeln, mit mal religiösen, mal philosophischen Sprüchen.
Auf diesem Abschnitt begegnen uns zum ersten Mal an diesem Tag andere Wanderer. Obwohl es inzwischen schon wieder freundlicher geworden ist, ist außer uns wirklich fast niemand unterwegs. Davon lassen wir uns aber nicht stören – im Gegenteil. So ein bisschen Ruhe kann in Zeiten wie diesen ja wirklich nicht schaden. 🙂
Merke: Der Wildnis-Trail führt niemals auf direktem Weg von Ort zu Ort!
Als die ersten Schilder nach Erkensruhr auftauchen, sind wir beruhigt. Dann sind wir bald da, es kann nicht mehr weit sein. Aber etwas in mir klingelt und sagt mir, dass wir damit falsch liegen. Hatte Papa nicht gesagt, von Erkensruhr nach Einruhr macht der Wildnis-Trail nochmal einen Schlenker? Ich bin mir nicht sicher, ob ich da etwas verwechsle oder ob er es tatsächlich so gesagt hatte. Als wir in Erkensruhr eintreffen, führt uns die Wildkatze jedenfalls genau in die entgegengesetzte Richtung, als wir erwartet hatten. Na gut okay, so schlimm kann der Schlenker ja nicht sein, denken wir und setzen brav weiter einen Fuß vor den anderen. Leider übersehen wir das nächste Schild und vergrößern so den Schlenker um einen weiteren Kilometer, der zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch unnötig ist. Jetzt zählt jeder Meter! Wir kehren also wieder um, finden den richtigen Weg und sofort geht es steil bergan. So wird es wohl nicht allzu lange weiter gehen, denke ich und blende die Fußschmerzen und den schweren Rucksack einfach aus. Doch hinter jeder Kurve die der Weg macht stellen wir fest, dass es immer weiter bergauf geht. Ich glaube, so steil bin ich noch nie bergauf gewandert.
Wir teilen uns den letzten Schluck Wasser und quälen uns weiter den Berg hinauf. Ja, es war wirklich eine Qual. Hätten wir uns doch vorher das Höhenprofil genauer angesehen, dann wären wir wenigstens darauf vorbereitet gewesen, dass es zum Schluss nochmal so bergauf geht. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, biege ich endlich um eine Kurve und sehe, dass es dahinter nicht weiter bergauf geht. Ich rufe Isi zu, dass wir es bald geschafft haben, und sie zeigt mir nur einen müden Daumen hoch.
Zum Glück ist es dann wirklich bald geschafft: Der Weg schlängelt sich von nun an hinab nach Einruhr und wir hören schon leise Musik vom Rurseefest. Und dann sehen wir endlich die ersten Dächer von Einruhr und wir wissen, es kann nicht mehr weit sein. Zu unserer Freude liegt unsere Unterkunft, ein Zimmer in der Pension Pleus, unten im Ort, direkt gegenüber des Freibads an der Rurstraße. So müssen wir nur noch ein paar Meter gerade aus gehen und dann haben wir es geschafft.
Sind wir wirklich erst 24? Oder vielleicht doch 84?
Erst nach dem Check-In und einer angenehmen Dusche schlagen wir ein und so langsam kommt die Freude, dass wir angekommen sind. Zum Abendessen machen wir uns nochmal kurz auf, mit schmerzenden Beinen & Hüften und gefühlt um mindestens 60 Jahre gealtert schleppen wir uns in Richtung Kirche und Heilsteinhaus und kehren im Restaurant Juuls ein.
Frisch gestärkt fallen wir zurück in der Pension nur noch hundemüde ins Bett und freuen uns auf die nächsten Etappen.
2. Etappe des Wildnis-Trail: Von Einruhr nach Gemünd
Guten Morgen, Welt!
Ich gucke aus dem Fenster und stelle fest, dass dies wohl ein ziemlich grauer Tag werden wird. Beim Aufstehen schmerzt meine Hüfte noch immer, vielleicht muss ich heute den Rucksack ein bisschen anders einstellen, sodass er mehr auf den Schultern liegt. Der Weg die Treppe hinunter zum Frühstück gestaltet sich schon ein bisschen schwierig, der erste Muskelkater ist bereits da. Herrje, und heute liegen wieder 20km vor uns!
Nach einer kurzen Stärkung schultern wir unsere Rucksäcke wieder und spazieren zunächst zum Heilsteinhaus, das auch die Tourist-Information beherbergt. Unsere Gastgeberin hatte dort bereits für uns angerufen und nach einer Salbe gegen Insektenstiche gefragt. Die Bremsenstiche vom Vortag sind nämlich ganz schön angeschwollen und vor allem Isis Beine zieren nun zahlreiche dicke, rote Flecken. Ausgestattet mit Soventol füllen wir oben an der Heilsteinquelle noch unsere Wasserflaschen auf. Das ist sehr gesund, sagt meine Oma! 😀 Mag sein, schmeckt aber leider nur so semi gut.
Auf zur Urftstaumauer
Vom Heilsteinhaus aus führt uns der Wildnis-Trail zunächst wieder die Rurstraße entlang und dann hinauf in den oberen Teil des Dorfes. Hier spazieren wir eine Weile entlang und wundern uns nicht großartig, warum wir nicht den direkten Weg zur Urfttalsperre gehen. Seit gestern wissen wir ja: Der Wildnis-Trail führt niemals über den direkten Weg zum Ziel und macht gerne mal den ein oder anderen Schlenker mit Steigung! 😉
Schon kurz darauf geht es wieder ein Stückchen bergab und von dort aus führt der Weg uns bis zur Urftstaumauer direkt am See entlang. Leider regnet es immer noch und allmählich geht mir mein schickes blaues Regencape ein bisschen auf die Nerven. Ich sehe ein bisschen aus wie ein wandelndes Zelt, aber naja. Trotzdem ist der Weg am See entlang wirklich sehr schön und heute sind uns schon nach nur 5km mehr Menschen begegnet, als am Vortag insgesamt.
Das letzte Stück bis hoch zur Urftstaumauer ist recht steil, aber dafür legen wir hier auch direkt die erste Pause ein. Wir gönnen uns eine leckere Pommes mit Mayo und eine Cola, denn dank des Höhenprofils aus unserem Wanderführer wissen wir, dass unmittelbar danach eine ziemlich lange und steile Steigung folgt. Daher füllen wir unsere Energiereserven anständig auf, bevor wir uns weiter auf den Weg machen. Im Vergleich zu der Steigung zwischen Erkensruhr und Einruhr kommt uns die Steigung nach der Urftstaumauer schon gar nicht mehr so schrecklich vor und inzwischen hat es sogar aufgehört zu regnen!
It’s raining again…
Am Ende der Steigung führt der Weg dann recht lange einfach über’s freie Feld der Dreiborner Hochfläche und natürlich fängt es ausgerechnet dann an zu prasseln. Also zieh ich mein Cape wieder an und Isi zückt den Regenschirm. Diesmal regnet es so stark, dass wir uns gar nicht mehr unterhalten können. Bald darauf können wir auch nicht mehr nebeneinander gehen, da es wirklich schwierig ist, auf dem Weg noch ausreichend Platz für unsere Füße zu finden, ohne mindestens knöcheltief in Pfützen und Matsch zu versinken. So geht es ungefähr eine Stunde weiter, wir latschen hintereinander her und langsam aber sicher machen sich ganze Seen in unseren Schuhen breit. Von meinem Cape tropft es auf meine Shorts, sodass auch diese bald klitschnass ist und Isis Regenjacke stellt sich als gar nicht mal sooo wasserdicht heraus. Hin und wieder begegnen wir anderen Wanderern, die sich vereinzelt unter Baumgruppen unterstellen, aber da wir eh einmal nass sind, wandern wir einfach weiter und hoffen, dass wir uns in Wollseifen irgendwo unterstellen können. Gott sei Dank (im wahrsten Sinne des Wortes!) gibt es in Wollseifen eine alte Kirche, die uns und einigen anderen Wandersleuten Unterschlupf gewährt. Während draußen weiter die Welt untergeht, hängt mein Cape an der Tür, Isis Schirm trocknet und mit einem Handtuch versuchen wir unsere Schuhe wenigstens ein kleines bisschen zu trocknen. Auf den hölzernen Kirchenbänken nehmen wir kurz Platz und plaudern mit den anderen Wanderern, von denen allerdings nur eine Frau auch auf dem Wildnis-Trail unterwegs ist.
Hoffentlich hört es bald auf zu regnen, denke ich und ein Blick nach draußen verrät mir, dass Petrus doch noch gnädig mit uns ist: Es nieselt nur noch. Also marschieren wir wieder los und machen uns auf den Weg nach Vogelsang. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, die ehemalige Nazi-Ausbildungsstätte zu besichtigen, aber da immer noch einige Kilometer vor uns liegen beschließen wir, direkt weiterzuwandern.
Ankunft in Gemünd
Irgendwann hört es ganz auf zu regnen und knapp 5km vor dem Ziel zeigt sich sogar die Sonne! Das nehmen wir zum Anlass, nochmal eine kleine Pause einzulegen und nehmen auf meinem inzwischen getrockneten Cape mitten auf einer Feldweg-Kreuzung Platz. Isi hat sogar Seifenblasen eingepackt und so können wir uns für die vielen verregneten Kilometer ganz einfach ein bisschen entschädigen. 🙂
Das letzte Stück bis nach Gemünd führt uns der Wildnis-Trail dann hauptsächlich bergab und das kommt uns auch recht gelegen. Meinem Fuß geht’s erstaunlicherweise immer noch gut und er macht brav alle Strapazen mit. 🙂
In Gemünd übernachten wir in der Pension Henseler, unweit des Ortszentrums, wo gerade das Schützenfest steigt. Davon bekommen wir aber kaum etwas mit und lassen den Abend mit Pizza und Döner ganz entspannt ausklingen.
3. Etappe des Wildnis-Trail: Von Gemünd nach Heimbach
Diese Nacht haben wir leider gar nicht gut geschlafen. Die Bremsenstiche von Tag 1 hielten uns beide die halbe Nacht auf Trab und haben ganz schön gejuckt. Trotzdem klingelt um 8.30h der Wecker und knapp zwei Stunden später befinden wir uns schon wieder auf dem Wanderweg. Heute lautet unser Zielort Heimbach.
Obacht bei den Wegweisern!
Leider sind manchmal die Wegweiser nicht ganz eindeutig. Auch wenn man sich wie wir nur auf die hölzernen Schilder mit der Wildkatze konzentriert, ist ein wenig Verwirrung vorprogrammiert: die Orte, die auf den Schildern genannt werden, liegen häufig gar nicht direkt auf dem Wildnis-Trail sondern geben nur die grobe Richtung an und wenn man nicht regelmäßig einen Blick auf die Wanderkarte wirft, ist es meist schwer einzuschätzen, wie weit man schon gewandert ist und was man noch vor sich hat. Außerdem variieren auch die Kilometerangaben, auch wenn man den Schildern genau folgt, werden die Kilometerangaben manchmal nicht weniger, sondern sogar mehr! Am besten, man stattet sich vorab noch mit der Nationalpark Eifel Wanderkarte und dem Wildnis-Trail Wanderführer aus. 🙂
Aufgrund dieser irreführenden Schilder verpassen wir jedenfalls den richtigen Einstieg in die dritte Etappe und schlagen einen anderen Weg zum ersten Zwischenziel, Wolfgarten, ein. Wir gelangen über einen recht steilen und kurvigen Anstieg in das kleine Dorf, anstatt am Urftsee entlang zu wandern. Vermutlich tut sich das aber sowohl kilometer- als auch höhenmetertechnisch nichts.
Mittagspause am Kloster Mariawald
Von hier aus geht es weiter zum Kloster Mariawald: Den ganzen Vormittag schon freue ich mich auf die berühmte Erbsensuppe, die es dort gibt! Während wir durch wunderschöne, naturbelassene für die Eifel typische Buchenwälder wandern, vertreiben wir uns die Zeit mit dem Spiel „Wer bin ich?“ und raten fröhlich vor uns hin. Ich hätte mir wirklich keine bessere Wanderbegleitung vorstellen können!
Am Kloster angekommen, nehmen wir auf zwei Bänken unter Sonnenschirmen Platz (das Wetter ist heute großartig!) und erholen uns bei Erbsensuppe und Apfelschorle von den ca. 15km, die wir bereits zurückgelegt haben. Nach dem Essen dehnen wir die Pause noch weiter aus und genießen die Sonne auf einer Bank direkt vor dem Kloster. Auch unsere Füße freuen sich über die Pause und die frische Luft, die wir ihnen bei dieser Gelegenheit nochmal gönnen.
Ausgestattet mit einem Eis am Stiel aus dem Klostershop wartet schon die nächste Schilder-Verwirrung auf uns: Am Kloster werden uns drei verschiedene Routen nach Heimbach angezeigt, allesamt mit dem Symbol des Wildnis-Trails versehen. Wir entscheiden uns für die mittlere Streckenlänge und folgen einem der Wildkatzen-Schilder in Richtung Heimbach. Dieser Weg führt uns zunächst ein Stück zurück auf den Weg, den wir gekommen waren und plötzlich verschwindet die Wildkatze von den Schildern. Na toll. Sind wir jetzt in die falsche Richtung gelaufen? Keine Ahnung. Wieder zurück wollen wir nicht, und da Heimbach immer noch auf den Schildern steht (nur ohne die Wildkatze), gehen wir einfach weiter. Irgendwann verschwindet Heimbach aber leider ganz von den Schildern und da kann nur noch Isis Offline-Karten-App helfen, dank der wir es dann irgendwie tatsächlich noch nach Heimbach schaffen. Schade, dass wir uns heute schon zum zweiten Mal verlaufen, dabei sind wir doch gewillt, den richtigen Weg zu gehen! :-/
Ankunft in Heimbach & spontane Planänderung
Unsere heutige Unterkunft sollte eine Hütte auf einem Campingplatz sein, der genau am anderen Ende von Heimbach liegt. Wir durchqueren also einmal den süßen kleinen Ort und freuen uns auf einen entspannten Abend. Daraus wird aber leider nichts, denn leider war die Hütte bis auf einen Tisch und einen Stuhl komplett leer und uns war nicht bewusst, dass wir Schlafsachen mitbringen sollten. Hin und hergerissen zwischen Ärger über mich selbst („Hätte ich auch mal drauf kommen können“) und Ärger über diese fehlende Information („Wieso stand das nirgendwo ausdrücklich?“) sitzen wir eine Weile vor der Hütte und überlegen, was wir tun sollen. Wir haben weder Isomatten noch Schlafsäcke oder Decken dabei, und auch aus unserem Gepäck ließ sich nun wirklich kein Schlaflager bauen. Eigentlich sind wir beide Campingfans und brauchen keinen Luxus oder Schnickschnack, aber in dem Fall wollten wir beide möglichst schnell eine Alternative organisieren.
Das ist natürlich bei schlechtem Handyempfang und noch schlechterem Internet ziemlich schwierig. Nach einiger Hin und Her Telefoniererei beschließen wir schließlich, dass es wohl das Beste sei, mit dem Taxi zu meinen Eltern zu fahren (glücklicherweise wohnen sie nur knapp 35km entfernt). Das klingt zwar ein wenig bescheuert, aber für uns war es wirklich die beste und einfachste Lösung. Busse fahren natürlich um 20h an einem Sonntag auch keine mehr und eine günstigere Unterkunft hätten wir wohl kaum auf die Schnelle gefunden. So schliefen wir eine Nacht im Gästezimmer meiner Eltern und brachen am nächsten Morgen umso entspannter auf, um die letzte Etappe von Heimbach nach Zerkall zu bestreiten.
4. Etappe des Wildnis-Trail: Von Heimbach nach Zerkall
Endspurt!
Verrückt, heute ist schon Tag 4! Wir haben es fast geschafft! Und heute liegen sogar nur 17km vor uns, denn die letzte Etappe ist gleichzeitig die kürzeste. Dennoch wird es besitmmt anstrengend, denn das Höhenprofil sieht alles andere als entspannt aus.
Heute starten wir schon eine Stunde früher als an den Tagen zuvor und marschieren vom Nationalparktor in Heimbach aus direkt los. Wieder führt der Wildnis-Trail uns hauptsächlich durch Buchen- und Eichenwälder und wir begegnen keiner Menschenseele.
Da wir die letzte Nacht bei meinen Eltern verbracht haben, haben wir uns heute auf einen kleinen Rucksack beschränkt und so lässt es sich gleich viel entspannter wandern. Obwohl wir gerade erst losgewandert sind, merke ich schon jetzt, wie gut mir diese kleine Auszeit tut. In der freien Natur kann ich meine Seele ein bisschen baumeln lassen und beim Wandern kommen mir eh immer die besten Ideen. Eigentlich ist es eine Schande, dass ich nur noch so selten in der Eifel bin und so viele Orte dieser wunderschöne Region gar nicht wirklich kenne. Ich nehme mir also vor, das in Zukunft zu ändern und beschließe im Stillen, mich meinen Eltern bei Gelegenheit mal öfter anzuschließen, wenn sie wieder auf Wanderschaft gehen. 😉
Auf eine Runde „Wer bin ich?“ folgen Klatsch & Tratsch, Zukunftsvisionen und Reisepläne, hachja, beim Wandern kann man einfach super quatschen.
Wir pausieren zum zweiten Mal während des Wildnis-Trails mitten auf einer Kreuzung zweier Feldwege und beobachten eine Schnecke beim Überqueren des Weges. Soo langsam sind diese Tiere ja gar nicht!
Irgendwann fängt es ein bisschen an zu regnen, aber das sind wir ja bereits gewohnt und obwohl wir keinerlei Regenschutz mehr dabei haben, ist es uns irgendwie auch ganz egal. Unter den dichten Buchen und Eichen sind wir eh ganz gut geschützt. 🙂
Fast geschafft!
Eigentlich ist es unglaublich, dass wir es gleich schon geschafft haben. Gerade noch haben wir uns doch über die unangenehme Steigung zwischen Erkensruhr und Einruhr beschwert…;) Dabei ist die eigentlich schon längst vergessen.
Neben uns fließt der Schlierbach durch sein Tal und dann gehts auch schon auf zum letzten Anstieg des Wildnis-Trails. Oben angekommen machen wir nochmal eine letzte Pause auf einer Bank und überqueren dann die Straße um den Abstieg nach Zerkall zu beginnen. Hier sieht es wie so oft auf dem Wildnis-Trail aus, als wäre hier seit Wochen niemand mehr gewandert. Diese Wanderung entspricht eben genau dem Motto des Nationalparks Eifel: „Wald, Wasser, Wildnis“.
So kämpfen wir uns durch die teils sehr verwucherten, schmalen Pfade immer weiter hinab und erblicken schließlich unseren Zielort: Am Nationalparktor in Zerkall geben wir uns ein anständiges High Five und entspannen uns noch ein bisschen, bevor wir in die Rurtalbahn steigen und den Rückweg antreten.
Sie haben Ihr Ziel erreicht.
Wow, das war’s schon! Wir haben es geschafft! 85 Kilometer und knapp 2000 Höhenmeter in 4 Tagen. Nicht schlecht, finden wir.
Welch gute Entscheidung, dieses Abenteuer anzugehen. Oja, ein Abenteuer war es wirklich. Weder mein Bänderriss, noch Gewitter und Hagel, mutwillige Bremsen und Mücken oder die etwas ungünstige Schlafsituation nach Etappe 3 konnten uns aufhalten – Ganz brav haben wir immer wieder einen Fuß vor den anderen gesetzt und auch wenn jetzt Hüfte, Schultern, Beine und Füße (okay eigentlich alles) schmerzen, würde ich glatt behaupten sehr glücklich zu sein. Es ist doch immer wieder ein großartiges Gefühl, wenn man eine Herausforderung erfolgreich gemeistert hat. Und dazu bietet der Wildnis-Trail nun wirklich die perfekte Gelegenheit!
Übrigens habe ich auch ganz fleißig gefilmt, zum Video geht’s hier lang! 🙂
Noch mehr Informationen zu dieser wunderbaren Wanderung gibt es hier.